Berufseinstieg Wissenschaft – Wie plane ich meine wissenschaftliche Karriere?

Wer den Weg zum Doktortitel plant, hat vieles zu berücksichtigen: Neben dem Feilen an der wissenschaftlichen Arbeitsweise stellt sich die Frage, wo es in Zukunft hingehen soll – Hochschulkarriere oder doch ins Forscherteam von Unternehmen und Co.? Hierzu ein Überblick, was Sie bereits während Ihrer Promotion tun können, um Ihrer wissenschaftlichen Karriere Schwung zu verliehen.

Promotionsphase: Eigene Interessen und „Vitamin B“ berücksichtigen

Die Promotion ist die erste Qualifizierungsphase, in der Doktoranden ihre wissenschaftliche Expertise vorantreiben können. Anhand aktueller Studien und Prognosen lassen sich bereits Tendenzen erkennen, ob es sich gerade lohnt, in einem bestimmten Fach zu promovieren. Allerdings sind Krisen und Hochs eines bestimmten Forschungs- oder Berufsfeldes niemals 100%ig vorhersehbar. Die Devise lautet daher: Wer sich auf seine Interessen konzentriert und mit Begeisterung forscht, hat grundsätzlich auch gute Chancen, später in seinem Spezialgebiet oder einem verwandten Bereich tätig zu werden. Neben der Veröffentlichung eigener Beiträge in Fachzeitschriften oder der Teilnahme an Konferenzen empfiehlt es sich, auch Auslandsaufenthalte und einen damit verbundenen, regelmäßigen Austausch mit der internationalen „scientific community“ einzuplanen. Hilfreich ist weiterhin vor allem das in Deutschland oftmals noch verpönte „Netzwerken“. Bekannte oder Vorgesetzte an der Hochschule haben meist einen genaueren Überblick darüber, was an Instituten oder in Unternehmen gerade gesucht wird. Durch ehrliche Empfehlungen können Ihnen persönliche Kontakte so zu Positionen verhelfen, für die Sie vielleicht der perfekte Kandidat wären, an die Sie bisher allerdings noch gar nicht gedacht oder die Sie sich selbst nicht zugetraut hätten. Wichtig ist nur, sich nicht zu sehr in eine Richtung drängen zu lassen. Wer gegen seine Prinzipien und Wünsche agiert, hat auf Dauer schlechte Karten und der persönliche Frust ist vorprogrammiert.

Übergang in die „Post-Doc“-Phase: Einstieg in Wissenschaft und Forschung

In Abhängigkeit davon, auf welche Art Sie promovieren, eignet sich auf dem Weg in die Wissenschaft eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Hochschule. Generell sind diese Beschäftigungsverhältnisse zwar befristet und geben keinerlei Garantie auf Übernahme, bieten allerdings die Chance, sich in Ihrem Berufs- und Qualifikationszielen zu orientieren und nach der erfolgreich abgeschlossenen Promotion (Postdoktoranden- bzw. „Post-Doc“-Phase) einer Tätigkeit in der Forschung nachzugehen. Mittlerweile hat fast jede Hochschule ihr eigenes Stellenmarkt-Portal, auf dem vakante Stellen für Wissenschaftler und Mitarbeiter ausgeschrieben werden. Fündig werden Sie ebenso auf Job- sowie Beratungsportalen. Ist gerade auch hier nichts für Sie dabei, ist eine Initiativbewerbung in passenden Fachbereichen von Universitäten, bei Forschungsinstitutionen oder in Forschungsabteilungen von Unternehmen möglich. Informieren Sie sich in jedem Fall im Vorfeld intensiv über den potentiellen Arbeitgeber und verschaffen Sie sich einen Überblick, welche Einsatzbereiche und Forschungsschwerpunkte Ihrer Qualifikation entsprechen.

Scheideweg: Hochschulkarriere oder Industrie?

Ein Patentrezept für die Entscheidung, ob man letztlich an der Hochschule bleibt oder doch in die Industrie geht, gibt es leider nicht. Die Karriereplanung ist stets vom Forschungsschwerpunkt, von dem persönlichen Know-how und immer auch einer Portion Glück abhängig, weshalb Sie sich frühestmöglich darüber klar werden sollten, wie Sie sich Ihre Karriere vorstellen. 

Der Hochschulbereich ist eher für diejenigen geeignet, die das Forscherleben lieben, für ihr Thema brennen und durchaus dazu bereit sind, auf etwaige Sicherheiten zu verzichten. Da die Karriereoptionen an deutschen Hochschulen derzeit sehr eingeschränkt sind, zieht es viele ins Ausland, um an internationalen Instituten zu arbeiten. Wer im Verlauf der Promotion bereits durch Veröffentlichungen relevanter Forschungsergebnisse sowie Vorträge, Konferenzbesuche oder Forschungsaufenthalten im Ausland positiv auffällt, hat es wesentlich leichter, an der Hochschule zu bleiben. Auf diese Weise können Sie nach der Postdoktorandenphase schließlich auch für eine Professur in Betracht gezogen werden. Hierbei handelt es sich – im Gegensatz zum Doktor – nicht etwa um einen akademischen Grad, sondern eine Amtsbezeichnung, die infolge eines Berufungsverfahrens von Hochschulen an geeignete Kandidaten vergeben wird. Die Wege dorthin sind mittlerweile recht vielfältig: Neben der traditionellen Variante der Habilitation können Sie sich auch durch eine Juniorprofessur oder Nachwuchsgruppenleitung als Bewerber qualifizieren. In manchen Fächern ist eine Berufung aus der Industrie ebenfalls möglich.

Wer hingegen eher auf der Suche nach Beständigkeit ist, ist auf Dauer besser in der Wirtschaft aufgehoben. Hier locken gute Bezahlung und ansprechende Karriereoptionen, bei denen Sie Unternehmen mit dem Doktortitel wichtige Schlüsselkompetenzen wie Methodensicherheit, Projekterfahrung oder Organisationstalent beweisen. Mit etwas Geschick sind aber auch gemischte Karrierewege zwischen Forschung und Wirtschaft möglich. Beispielsweise sind viele universitäre Forschungsprojekte eng mit der Industrie verzahnt, was einen abwechslungsreichen und regen Austausch der beiden Bereiche begünstigt. Industrieerfahrung ist vor allem in den Naturwissenschaften erstrebenswert, um bei Bewerbungen nicht nur mit theoretischen Wissen, sondern auch praktischen Fachkenntnissen und methodischen Kompetenzen punkten zu können.

Flexibel sein: Doktoranden stehen viele Türen offen

Das Wichtigste bei der Planung Ihrer wissenschaftlichen Karriere ist, vorweg Ihre eigenen Ziele klar zu definieren. Selbst, wenn die aktuellen Trends dagegen sprechen sollten, stehen den meisten Doktoranden nach ihrer Promotion vielfältige Karriereoptionen offen. Um Ihnen den Weg zu vereinfachen, können Sie bereits während des Promovierens auf verschiedene Hilfestellungen zurückgreifen: Bauen Sie durch persönliche Kontakte Ihr Netzwerk aus und informieren Sie sich regelmäßig darüber, wonach in Stellenausschreibungen gesucht wird. Dabei könen Sie sich ruhig auch (initiativ) auf Stellen bewerben, die nicht 100%ig zu Ihnen passen. So bekommen Sie ein gutes Gespür dafür, wo Ihre bisherigen Kompetenzen am meisten gefragt sind und woran es noch zu feilen gilt.