MBA oder Promotion

Früher war es klar: Wer sich nach dem Studienabschluss weiter qualifizieren wollte, machte eine Doktorarbeit. Heute bietet sich neben dem Doktor auch der MBA als weiterführender Abschluss an. Doch welcher Titel ist besser für Ihre Karriere?

MBA oder Promotion? Diese Frage stellen sich viele. So verschieden die Optionen sind, so ähnlich ist oftmals das Ziel: Durch den Titel sein Können beweisen und in der Karriere Fortschritte machen. Ob ein MBA oder eine Doktorarbeit dabei der bessere Weg ist, hängt von vielen Faktoren ab.

Unterschiede zwischen MBA-Studium und Promotionsstelle

Die Promotion dauert in der Regel drei bis vier Jahre. Nebenbei arbeiten viele Doktoranden an der Universität oder erhalten ein Stipendium. Dabei sind die Fähigkeiten eines Langstreckenläufers gefragt: Frustrationstoleranz, Durchhaltevermögen, Ausdauer. Die Abbruchquote bei Doktorarbeiten beträgt je nach Fach knapp 25 Prozent. Für Doktorarbeiten zahlt man in der Regel keine oder nur geringe Studiengebühren.

Ein MBA dauert dagegen in Vollzeit meist ein Jahr beziehungsweise nebenberuflich zwei Jahre. Man arbeitet viel in Gruppen, macht Case Studies, wird ständig mit neuem Stoff gefüttert. Das ist zwar harte Arbeit – man bleibt aber durch den ständigen Input und die Kooperation mit anderen leichter am Ball. Die MBA-Abbruchquoten liegen nur knapp über null. Das liegt auch an den hohen Kosten: Je nach Hochschule zahlen Sie für Ihren MBA in Europa zwischen 10.000 und 50.000 Euro – und für einen Executive MBA sogar noch mehr. Bei der Investitionssumme bricht niemand gerne ab.

MBA oder Doktortitel – was bringt mehr Gehalt?

Der Doktor vor dem Namen hat einen positiven Einfluss aufs Gehalt. Laut einer Studie des Bayerischen Staatsinstituts für Hochschulforschung und Hochschulplanung liegen die Gehälter von Promovierten zwischen 8 und 34 Prozent höher als die ihrer Kollegen ohne Doktortitel. Besonders profitieren Ingenieure, die fünf Jahre nach Studienabschluss mit Doktortitel monatlich 5.509 Euro brutto verdienen gegenüber 4.117 Euro ohne den Titel. Andere Fächergruppen profitierten weniger stark, so steigerte die Promotion das Bruttomonatsgehalt von Wirtschaftswissenschaftlern von 4.310 auf 4.744 Euro, dasjenige von Sprach- und Kulturwissenschaftlern stieg von 3.242 auf 3.582 Euro.

Beim MBA ist das Bild komplizierter: Business Schools werben häufig mit gigantischen Gehaltssteigerungen. Die sind allerdings in der Regel so nicht realistisch. Laut der SWOP MBA-Studie, einer Befragung von deutschen MBA-Alumni, können MBA-Absolventen in Deutschland mit Gehaltssteigerungen von knapp 20 Prozent rechnen. Die Bandbreite ist dabei hoch: Während bei 44 Prozent der MBA-Absolventen das Gehalt um mehr als 20 Prozent stieg, gaben ein Viertel der Alumni an, nach ihrem MBA nur zwischen 5 und 10 Prozent mehr verdient zu haben. Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema MBA und Gehalt.

Realistisch betrachtet bringen MBA und Promotion im Durchschnitt ähnliche Gehaltssteigerungen. Doch der Durschnitt sagt nicht viel aus, denn die Gehaltssteigerungen von Absolventen verschiedener Business Schools unterscheiden sich extrem voneinander. Wer an einer Top-Institution wie der Mannheim Business School, der französischen Insead oder der IE Business School seinen MBA macht, kann mit weitaus höheren Gehältern rechnen, als ein Absolvent einer eher unbekannten Institution. So kann ein exorbitant teurer MBA finanziell mittelfristig günstiger für Sie sein als eine gebührenfreie Promotion – denn Ihre Gehaltssteigerungen übertreffen die Verluste schon nach wenigen Jahren. Ob diese Rechnung im individuellen Fall auch aufgeht, kann Ihnen allerdings niemand garantieren.

MBA oder Promotion – wie entscheiden?

Der Doktortitel hat in Deutschland Tradition. 18 der 30 DAX-Konzernchefs haben eine Doktorarbeit geschrieben. Eine klassische Promotion ist in Deutschland nach wie vor ein Stück weit angesehener als ein MBA. Aber: Bei der Doktorarbeit ist der Arbeits- und Zeitaufwand um ein Vielfaches höher als beim MBA. Hinzu kommt, dass Sie beim MBA nicht nur den Titel erhalten, sondern, anders als bei der Promotion, auch Dinge lernen, die Ihnen konkret helfen. Beim Verfassen einer Doktorarbeit lernen Sie dagegen nur wenig für den Beruf, zumindest falls Sie eine Karriere in der Wirtschaft anstreben. Und: Während ein  MBA von einer kleineren Institution meist weniger gut angesehen ist als ein Doktortitel, sieht es bei MBAs von Tophochschulen oftmals genau anders herum aus.

Bei Ihrer Entscheidung zwischen Promotion und MBA sollten Sie sich drei Fragen stellen:

  1. Passt meine Arbeitsweise besser auf einen MBA oder auf eine Doktorarbeit? Habe ich die Fähigkeit, mehrere Jahre still vor mich hin zu promovieren oder bin ich eher Praktiker?
  2. Bietet mir mein Ziel-MBA vom Image und vom Netzwerk her wirklich das, was ich brauche?
  3. Worauf habe ich persönlich mehr Lust? Praxis und Gruppenarbeit beim MBA oder intensive Vertiefung in ein Thema bei der Promotion?

In Sachen Gehalt und Karriere sind Sie mit MBA und Promotion relativ ähnlich gut aufgestellt. Fragen Sie sich daher eher, welche Variante besser zu Ihnen persönlich passt – und wählen Sie im Falle eines MBA-Studiengangs die Business School mit Bedacht.