Wege zum Doktortitel: Promotionsarten

Wer eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, muss erstmal promovieren. Doch welche Möglichkeiten zum Doktortitel existieren überhaupt und was muss man dafür tun? Ein Überblick zu den verschiedenen Arten der Promotion.

Informieren und mit Erfolg promovieren: Was ist eine Promotion?

Die Promotion stellt heutzutage die dritte Stufe eines Studiums nach Bachelor und Master dar, bei der durch einen schriftlichen Forschungsbeitrag eine weitere wissenschaftliche Qualifikation, der Doktortitel, erworben werden kann. Hierzu gehört nicht nur das Verfassen einer selbstständigen wissenschaftlichen Arbeit (Dissertation), sondern auch eine anschließende mündliche Prüfung (Rigorosum oder Disputation). Weiterhin muss die Arbeit durch eine Publikation der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ist Ihnen dies alles mit Erfolg geglückt, wird Ihnen der Doktortitel verliehen. Das Kürzel „Dr.“ vor Ihrem Namen bescheinigt dabei, dass Sie die für viele Berufsfelder notwendige Qualifikation zum eigenständigen wissenschaftlichen Arbeiten erlangt haben. Die überwiegende Mehrheit der Doktoranden in Deutschland benötigt für die Promotion durchschnittlich vier bis fünf Jahre.

Wer kann promovieren?

Promovieren kann, wer eine ausreichend gute Durchschnittsnote im Master-Studium erworben hat (in der Regel mindestens 2,4 oder besser). Zudem muss ein Betreuer (Doktorvater /-mutter) oder ein Platz in einem Promotionsprogramm vorgewiesen werden. Die jeweilige Promotions- und Studienordnung der Hochschule regelt dabei die Zulassungs- und Promotionsbedingungen. Je nachdem, für welchen Weg Sie sich entscheiden oder worauf Sie sich beworben haben, kann die Dissertation entweder als individuell betreutes Projekt, im Rahmen eines Forschungsprojekts oder durch die Teilnahme an einem strukturierten Promotionsprogramm angefertigt werden.

Varianten der Promotion

1. Individualpromotion: Der Klassiker
Die „klassische Variante“ stellt eine Promotion in Eigenregie, auch Individualpromotion genannt, dar. Bei dieser ist man relativ unabhängig, da man mit dem selbst gewählten Betreuer das Forschungsthema im Vorfeld abstimmt und fortan regelmäßig bespricht. Voraussetzung ist natürlich, dass Sie zunächst mit Ihrem potentiellen Betreuer, auch als Doktorvater bzw. Doktormutter bezeichnet, Kontakt aufnehmen und mit ihm/ihr Ihr Dissertationsvorhaben abklären. Erhalten Sie von ihm/ihr eine Zusage, muss an den meisten Hochschulen beim Promotionsausschuss die vorläufige Annahme als Doktorand eingeholt werden. Mit dieser kann man sich dann für das Promotionsstudium immatrikulieren. Daraufhin beginnt die Forschungsarbeit, für die ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Motivation erforderlich ist. Nach einem Jahr müssen Sie zudem meist einen Antrag auf die endgültige Annahme zum Promotionsstudium stellen. Hierfür müssen ein Exposé zum Forschungsvorhaben und eine schriftliche Zusage des Betreuers eingereicht werden.

2. Promovieren im Forschungsprojekt
Eine andere Möglichkeit bietet die Promotion in einem Forschungsprojekt. Institute an Universitäten oder wissenschaftlichen Einrichtungen beantragen hier bei der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) oder bei Stiftungen (z.B. Volkswagenstiftung) Gelder für eine mehrjährige Projektlaufzeit. Je nach Umfang sind in dem Forschungsprojekt ein oder mehrere Professoren sowie mehrere wissenschaftliche Mitarbeiter (Doktoranden und/oder Postdocs) beschäftigt, die zum gleichen Oberthema forschen. Ihre Doktorarbeit schreiben Sie hier zu einem Themenbereich der Forschungsgruppe. Interessant ist diese Möglichkeit vor allem, weil Sie sich jederzeit zum Themenkomplex mit den Kollegen austauschen können und die Promotion in Form einer Projektanstellung vergütet wird (meist eine 50% Stelle, die nach dem Tarif TVL 13 bezahlt wird). Die Laufzeit von Forschungsprojekten ist generell auf drei Jahre beschränkt, wobei sie in Ausnahmefällen um weitere drei Jahre verlängert werden können. Ausschreibungen zu Promotionsstellen in Forschungsprojekten und Instituten finden Sie u.a. über universitätsspezifische Jobportale oder auf den Institutswebseiten.

3. Graduiertenkollegs
Promotionsstudiengänge und -programme in Form von Graduiertenkollegs sind eine recht neue Möglichkeit, um in einem strukturierten Programm zu promovieren. Sie zeichnen sich durch einen thematischen Fokus aus, bei dem die Mitglieder für ca. drei Jahre ein Promotionsstipendium erhalten. Im Gegensatz zur Individualpromotion können Sie hier durch die Eingliederung in ein strukturiertes Kolleg vom Kontakt zu anderen Teilnehmern profitieren und sich über die Forschungsvorhaben austauschen. Neben Veranstaltungen, Forschungskolloquien, Workshops und Sommerschulen sind zudem finanzielle Mittel vorhanden, die für Reisen und Forschungsmittel verwendet werden können.

Welche Promotionsvariante passt zu Ihnen?

Die Vorteile von Forschungsprojekten und Graduiertenkollegs bestehen darin, dass Sie sich während der Promotion mit Kollegen regelmäßig austauschen können und Geld in Form eines Gehalts oder Stipendiums erhalten. Allerdings sind Sie zeitlich sehr eingeschränkt und von Forschungsgeldern abhängig, die nach einer bestimmten Laufzeit eingestellt werden. Bei der Individualpromotion genießen Sie hingegen zwar viele Freiheiten und sind zeitlich relativ flexibel, müssen sich Ihren Lebensunterhalt jedoch selbst verdienen und benötigen zudem ein großes Maß an Selbstdisziplin. (In diesem Artikel finden Sie nähere Infos dazu, welche Möglichkeiten zur Finanzierung der Promotion es gibt.) Egal, für welchen Promotionsweg Sie sich also entscheiden: Am Ende steht immer die Doktorarbeit, für deren Entstehungsprozess Sie auf verschiedene Betreuungsvarianten zurückgreifen können.